Freitag, 26. November 2010

Sorge Dich nicht, lebe!

In meinem ersten Post habe ich geschrieben, dass ich drohte, vollkommen abzustürzen, innerlich auszubrennen. Ich war sicher kurz vor dem Burnout. Ich werde ein wenig über mich schreiben, damit man eine Vorstellung hat, was mein neuer Lebensweg aus mir gemacht hat. Ich bin seit meinem 19. Lebensjahr selbständig, habe früh (ebenfalls mit 19) geheiratet und seit dem ich 23 bin, habe ich Verantwortung für eine Familie. Das es für einen Selbständigen nicht immer leicht ist, brauche ich kaum zu erklären. Man sagt zwar, dass man mit jeder bewältigten Krise gestärkt daraus hervorgeht, man verliert aber immer mehr den Puffer der "Gelassenheit". Je mehr Probleme man also bewältigen muss, um so schneller lässt man sich auch von neuen Problemen aus der Bahn werfen. Ich war so zu einem dünnhäutigen Hektiker geworden. Nichts ging mir schnell genug, jede Wartezeit, sei es an der Kasse, im Stau etc. nervte mich wahnsinnig. Mein Essen verschlang ich grundsätzlich als erster. Am schlimmsten wurde es dann 2009, als ich von Spanien zurück nach Deutschland zog. Die Wirtschaftskrise machte die allgemeine Lage nicht einfacher und aus einer vergangenen Kooperation holten mich Probleme ein, die ich nicht verschuldet aber zu verantworten hatte. Zu viel Vertrauen, Geld und leider keine schriftlichen Verträge, führten mich, trotz all meiner Erfahrung, in eine Situation, die mich vor Sorgen zu ertränken drohte. Ich konnte kaum noch schlafen, hatte Angst meine Mails abzurufen, immer in Sorge, dass weitere Probleme auftauchten. Ich suchte minütlich nach Lösungen. Als ich dachte, es ginge nicht mehr weiter, las ich, eigentlich eher aus Verzweiflung. das Buch, das sich meine Frau einmal gekauft hatte: Sorge Dich nicht, lebe! Das dieses Buch Grundsätze des buddhistischen Lebenswegs beschrieb, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar und es wird auch in dem Buch nicht so dargestellt. Bereits auf den ersten Seite wurde angekündigt, dass wenn man bereit ist, sein Leben wirklich zu ändern, bereits die nachfolgenden Seiten helfen würden. So war es tatsächlich. Ich glaube, die wichtigste Lehre ist, im Hier und Jetzt zu leben. Nicht über vergangenes, das man nicht mehr ändern kann und nicht über zukünftiges, das noch nicht eingetreten ist, nachzudenken. Ein französischer Philosoph sagte einmal: "Mein Leben war voll von fürchterlichem Unglück, das meistens nicht passiert ist!" Genau das trifft den Kern der Sache. Diese Worte hatten eine enorme Tragweite für mich. Ich bin keiner, der sich viel mit der Vergangenheit beschäftigt. Das war für mich recht einfach zu berücksichtigen. Die Zukunft nahm mir aber die Kraft, die Ruhe und den Schlaf. Letztendlich war es aber genau so, es traten die wenigsten, eigentlich fast gar keine von den Horrorszenarien ein, die ich mir ausgemalt hatte und ich erkannte immer wieder von neuem, dass ich mir vollkommen umsonst Sorgen gemacht hatte.

Das Leben ist kostbar und man soll es genießen, es achten. Jeder Moment, in dem ich über Zukunftsängste nachdenke, ist ein verlorener Moment meines Lebens, vor allen Dingen dann, wenn die Ängste, zum Glück, mal wieder nicht eintreffen. Aber ein kleiner Teil meines Lebens ist dadurch wieder ungeachtet verstrichen. Was hätte ich alles, schönes tun können, wenn ich nicht so voller Sorge gewesen wäre?  Während man darüber nachdenkt, was in der Zukunft passieren könnte, ziehen wunderbare Dinge, die so einfach sein können, wie eine schöne Blume auf einer Wiese, unbeachtet an einem vorüber. Der Buddhismus lehrt, sich an alltäglichen Dingen zu erfreuen.

Für mich war diese Erkenntnis der Startschuß, mein Leben anders leben zu wollen. Nicht das jetzt der Eindruck entsteht, man liest einen Satz und schon ändert sich, wie von Zauberhand, dass ganze Leben! Es braucht viel Zeit, bis man verinnerlicht, was es heißt, im Hier und Jetzt zu leben. Es war auch bei mir nicht so, dass ich fortan mit Problemen mit Leichtigkeit fertig wurde. Es ist ein Prozess, der bis heute andauert. Letztendlich brachte mich ein Buch über die Shaolinmönche dem Buddhismus noch ein großes Stück näher. Darin lernte ich viel über die Achtsamkeit. Danach wollte ich mehr wissen und dieses Wissen brachte mich auf den Weg, nach den buddhistischen Lehren zu leben und ich merke, wie ich von Tag zu Tag ein anderer Mensch werde


1 Kommentar:

  1. Danke für deine Worte... Ich lese gerne was du schreibst, es drückt so klar aus wie du dich fühlst, ich kann dich gut verstehen und es macht mir Mut an meinem Leben etwas zu verändern... Oder es anzunehmen. :) Liebe Grüße von Noto

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