Dienstag, 5. Januar 2016

Meditationstagebuch Tag 7 & 8

Schon in den letzten beiden Tagen habe ich gemerkt, dass ich immer das Verlangen hatte, länger zu sitzen und zu meditieren. Dies habe ich dann gestern, gemeinsam mit Steffen, getan und zwar volle 45 Minuten. Ich hatte zuvor immer Respekt vor einer längeren Sitzung. Warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Denn sitzt man einmal und versenkt sich, ist die Zeit nicht mehr existent, denn man ist voll und ganz im Jetzt. Erst der Gong meiner Meditationsapp, der alle 15 Minuten erklang, erinnerte mich an die Zeit. Es war ein sehr intensives Erlebnis und sicher nicht meine letzte, lange Sitzung. 

Samstag, 2. Januar 2016

Meditationstagebuch Tag 5 & 6

Nachdem ich am Abend des 4. Meditationstages es leider nicht geschafft hatte, zu meditieren, da wir Besuch bekommen hatten, fand ich interessant, dass ich am nächsten Tag tatsächlich leichte Widerstände gegen das morgendliche Meditieren spürte. Ich denke, diese Widerstände werden immer größer, je länger man nicht meditiert. Ich kann mir allerdings nicht erklären, wieso unser Geist so arbeitet. Es ist fast so, als sei der Geist tatsächlich ein Individuum, das um seine Existenz fürchtet, wenn man meditiert. Die abendliche Meditation verlief dann wie die Tage zuvor ohne jegliche Wiederstände. Auch am 5. Tag war alles routiniert. 

Ich spüre, wie ich mittlerweile fast dauerhaft in der Beobachtung meiner Gedanken bin und damit sehr achtsam. Ich stelle sofort fest wenn meine typischen Gedankenmuster auftreten, die zum Beispiel in vielen Situation zu Streit und Diskussionen führen könnten. Ich bin deutlich gelassener und habe mein Ego gut im Griff. Denn gerade im Zusammenleben mit der Familie führt das Ego gerne zu Streitigkeiten. Menschen, die nicht achtsam sind, was vermutlich bei 95% unserer Gesellschaft zutrifft, werden bei gewissen Auslösern (Triggern) vom Egoverstand übernommen und handeln danach. Dann geht es ausschließlich darum, koste es was es wolle, seinen Standpunkt durchzusetzen und wenn einem die Argumente ausgehen, dann wird es zum meist verletzend. Ich habe früher auch so gehandelt, keine Frage. Umso erstaunlicher ist es, wenn man in der Lage ist, den eigenen Geist in Auslösersituationen zu beobachten. 

Was ist eine Auslösersituation? 

Als Frau kann man sich z.B. sehr gut diese Situation vor Augen führen: Stellt Euch vor, Ihr kauft Euch eine neue Hose. Die Feiertage sind gerade vorbei aber der Knopf geht trotzdem gerade noch so zu. Es ist schon ein wenig eng aber der Stolz lässt es nicht zu, die Hose eine Nummer größer zu kaufen. Wer hier achtsam ist, würde ohnehin bereits sein Ego beobachten und direkt zur Nummer größer greifen :-) Aber egal. Zu Hause angekommen, zeigt Ihr Eurem Partner die neue Hose. Er sagt: Ist die nicht ein wenig eng? In dieser Situation läuft das Ego zur Höchstform auf, alle verbalen Waffen, von eloquenten Antworten bis hin zu Attacken der Kategorie „unterste Schublade“, werden scharf gestellt. Euer Geist heizt nochmal richtig die Stimmung auf, indem er Euch Gedanken wie „ach, bin ich jetzt zu fett oder was?“ durch den Kopf schießen lässt. Am Ende des darauf fetzigen Streits habt Ihr, Eurer Meinung nach, knapp gesiegt. Die Stimmung ist im Eimer, der Mann sauer auf der Couch und Ihr selbst müsst aus der Hose raus, denn die schnürt Euch grad das Blut ab und die Beine werden langsam taub ;-) 

Ein achtsamer Mensch beobachtet sich, spürt, wie das Ego gerade hochfahren möchte und hört sich dann sagen: Ja, ist ein wenig eng, habe die Hoffnung, dass die aber in Kürze wieder passt. Werde jetzt ein wenig auf die Ernährung achten und wieder Sport machen. Vielleicht tausche ich sie aber auch um, mein Stolz hat mich nicht zur nächsten Größe greifen lassen. Das ist nun zu einem Streit kommt, ist ausgeschlossen.

Aber auch als Mann gibt es genug Trigger, die sofort in Angriffsstellung gehen lassen z.B. wenn man sich mal wieder etwas leistet, dass eigentlich das Budget sprengt aber unbedingt gekauft werden muss. War nur noch 3 Tage im Angebot und da musste man ja zugreifen. Zu Hause fragt die Frau: Musste das jetzt wieder sein? Hier folgt dann auch die volle Breitseite. Wenn man achtsam ist, hätte man vermutlich gesagt: Ja, habe mich dazu hinreißen lassen, ich habe aber noch viele Dinge, die ich verkaufen möchte, dann kommt das wieder rein. 


Je nachdem durchläuft man täglich mehrere Auslösersituationen. Durch die Beobachtung des Geistes ist man jedoch in der Lage, anders damit umzugehen. Das gelingt niemandem immer aber je mehr man meditiert, je öfter kommt es gar nicht erst zum Streit. Es muss auch nicht zwangsläufig zu Auseinandersetzungen kommen. Manchmal fühlt man sich einfach nur schlecht und schleppt dies einige Tage mit sich rum. Ich habe solche Triggermomente bei mir wirklich extrem beobachtet und streite mich tatsächlich nur noch sehr selten mit meiner Frau oder wenn es mal Streit gibt, ist dieser aber schnell beigelegt. Auch andere Situationen, die mich vielleicht verletzen würden, haben meist keine Chance sich einzunisten.


Freitag, 1. Januar 2016

Ein Sylverster macht noch keinen neuen Menschen ...


 Ich hatte gestern ein sehr entspanntes Sylvester. Vielleicht geht es nur mir so aber Sylvester durchläuft ja eine gewisse Zwangsroutine. Jedes Jahr „muss“ man am 31.12. in Feierlaune sein, denn schließlich beginnt Schlag 12 das neue Jahr und man hat sich ja so vieles vorgenommen. All das, was im Vorjahr schlecht war, wird nun ganz sicher viel besser werden. Jetzt wird abgenommen, mit dem Rauchen aufgehört, ein neuer Job besorgt, man wird nun zielstrebiger, durchsetzungsstärker, man lässt nicht mehr alles mit sich machen und neue Ziele ob beruflich oder privat werden mit größtem Optimismus festgelegt. 

Ich habe das nicht getan! Ich habe gestern auch nicht gefeiert, einfach weil mir nach feiern nicht zu Mute war. Nicht weil ich schlecht drauf, krank oder ähnliches war. Einfach nur, weil ich es kann. Für viele ist das tatsächlich undenkbar, denn man MUSS doch feiern, es ist doch schließlich Sylvester! Ich selbst hab dies jahrelang gemacht und auch immer kräftig geböllert. Auch ich hatte mir in der Vergangenheit immer neue Vorsätze für das neue Jahr gefasst. Aber das mache ich schon lange nicht mehr. Denn meine Veränderung findet täglich statt, durch meine Achtsamkeit und meine Meditation kenn ich meine Ängste und Sorgen aber die werden stetig weniger. Ich benötige kein Neujahr um alles anders zu machen. Ich versuche im Jetzt zu leben und da gibt es täglich genug zu tun, warum sollte ich damit warten, bis zum neuen Jahr? 
Für viele wird auch das neue Jahr eine Enttäuschung, denn auch um 0 Uhr ist man noch der selbe Mensch, der man vorher war. Es findet keine automatische Selbstreinigung statt, die jeden Menschen neue einnordet und auf Kurs bringt. Wer nicht lernt, in sich hineinzuspüren und sich selbst seinen Sorgen, Ängsten und Nöten stellt, der packt auch im neuen Jahr eher noch ein paar hinzu als das er tatsächlich welche ablegt. Ich kenne mich und weiß, wie es in mir aussieht, wie achtsam ich bin und an was ich noch arbeiten muss aber ich weiss auch, wieviele abgekapselte Ängste und Sorgen ich bereits abgelegt habe und das weit vor und weit nach Neujahr. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann für alle ein bißchen mehr „Jetzt“ und viel weniger „Morgen“ und „Gestern“.