Donnerstag, 31. Dezember 2015

Meditationstagebuch Tag 4

Heute hat mein Tag mit einer 30 minütigen Meditation mit Steffen begonnen. Ich war zunächst etwas schwieriger reingekommen, dann war ich jedoch sehr tief drin und habe das Gefühl für die Zeit komplett verloren. Die Minuten vergingen rasend schnell. Steffen fand die Idee meines kleinen Meditationsexperiments sehr gut und wollte sich anschließen und eventuell auch darüber berichten. Er hatte durch verschiedene Dinge auch den Kopf voll mit Gedanken, ist aber nicht dazu gekommen zu meditieren. Da kam ihm unsere gemeinsame Meditation sehr recht. 


Ich stelle jetzt schon fest, dass das zweifache Meditieren sich sehr gut auf meinen Geist auswirkt. Morgens reinigt man bereits seine Gedankenwelt und startet frisch in Tag und abends kann man die am Tag angehäuften Gedanken recht schnell leeren. Man fühlt sich insgesamt gestärkt. 

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Meditationstagebuch Tag 3

Ich merke, wie ich täglich ruhiger werde. Die Gelassenheit kehrt zurück. Das ist bei mir ein typisches Zeichen, dass sich das Meditieren auf mich auswirkt. Ich war in diesem Zustand schon einmal, als ich vor ein paar Jahren, in der Anfangszeit des Blogs, ebenfalls täglich meditierte. Ich war neugierig, ob sich dieser Zustand wiedereinstellt und das tut er. Ich glaube, die Gelassenheit kommt daher, dass ich meinen Kopf nun kaum noch mit Gedanken überfüllt habe. Ich habe dadurch eine ungetrübte Sicht auf Situationen, in denen ich zum Beispiel eine Entscheidung treffen muss. Dadurch fallen mir diese erstaunlich leicht. Auch Auslöser, die mich sonst in ein kreischendes Gedankenkarussell gerissen hätten, zerschellen an meinem klaren Geist. Mein Zucken am Augenlied ist nahezu verschwunden. Es ist beachtlich, was sich schon nach 3 Tagen tut.  Morgen meditiere ich gemeinsam mit Steffen. Bin gespannt, was er zu meinem Selbstversuch sagt :-)

Dienstag, 29. Dezember 2015

Meditationstagebuch Tag 2

An meinem 2. Tag habe ich mit meiner Morgenmeditation direkt nach dem Aufstehen begonnen. Das war sehr interessant, da ich fast keinerlei Gedanken hatte. So verlief die Meditation ruhig und angenehm. Mein Augenzucken hat seit dem Vortag um ca. 80% abgenommen, ist nur noch ganz selten wahrnehmbar. 


Die abendliche Mediation ist geprägt von belastenden Gedanken familiärer Art. Emotionen die ich spüre sind Enttäuschung, Trotz, Schuldgefühle. Ich versuche die Empfindungen im Körper zu lokalisieren, vermag dies aber nicht. Nach 15 Minuten beende die Meditation. Es war sehr anstrengend.

Montag, 28. Dezember 2015

Meditationstagebuch Tag 1

Gestern ist also mein kleines Experiment gestartet. 14 Tage lang werde ich zwei Mal am Tag, jeweils mindestens 15 Minuten, meditieren. Hört sich nach nicht viel an, ist aber eine ganze Menge und ich bin mir sicher, ich werde an meinem Verhalten sicher Veränderungen beobachten. 

Ich habe kein Ziel wenn ich mich hinsetze. Es gibt bei einer Meditation kein Ziel, denn es gibt nichts zu erreichen. Man beobachtet sich und seine Gedanken und der Rest ergibt sich. Ein aktuell ständiger Begleiter ist bei mir immer noch die Angst vor schlimmen Krankheiten und dem daraus resultierenden Konsequenzen. So wie auch vor 3 Jahren, als ich Angst hatte, Kehlkopfkrebs zu haben. Nachzulesen in meinem letzten Beitrag. Nur ist die Angst aktuell nichtmal annähernd so ausgeprägt und keineswegs ständig präsent. Dafür bin ich selbst zu achtsam und in ständiger Beobachtung meiner Gedanken. Aktuell zuckt seit Wochen mein linkes Augenlied. Für andere nicht wahrnehmbar aber für mich einfach nur störend. Ich vermute es liegt am Stress den ich als Selbständiger habe. Trotz meiner Achtsamkeit falle ich immer wieder in das alte Muster der Angst, dass dies natürlich auch ein Indikator für Schlimmeres sein könnte. Da ich die Gedanken, sobald sie kommen, bewußt wahrnehme, können diese sich nicht dauerhaft einnisten und bestimmen keinesfalls meinen Tag. Dennoch sind sie da und so auch bei meiner ersten Meditation am Vormittag. Als die Gedanken kamen, habe ich in mich hineingespürt und habe der Angst erlaubt, sich auszubreiten. Ich wollte feststellen, ob sich dieses Gefühl an einem bestimmten Punkt in meinem Körper manifestiert.  Wenn man viel meditiert und dabei Meditationsübungen durchführt, bei denen man sich auf bestimmte Punkte konzentrieren muss z.B. das Steißbeinwirbelchen, die Sitzhöcker etc. ist man mit der Zeit in der Lage, mit der Achtsamkeit an nahezu jeden belieben Punkt im Körper zu gelangen und hineinzuspüren. Als jemand mit wenig Meditationserfahrung ist es sicher schwer nachzuvollziehen, was ich genau meine wenn ich davon spreche, dass abgekapselte Gefühle sich an bestimmten Punkten im Körper festsetzen. Man muss dies einmal selbst erlebt haben um es nachvollziehen zu können. Ich spürte deutlich das meine Angst, wobei ich dies während der Meditation gar nicht als Angst wahrgenommen habe, an einem Punkt unterhalb des linken Schlüsselbeines saß. Ich wanderte mit meinem Finger genau zu dem Punkt, wo ich das Gefühlt spürte und drückte die Fingerspitze hinein. Es klingt irre aber exakt an dieser Stelle löste mein Finger einen stechenden Schmerz aus. Ich finde dies vor allen Dingen deshalb interessant, weil ich diese Verspannung im normalen Alltag überhaupt nicht bemerkt hatte. Umso erstaunter war ich, als ich mit dem Finger Druck ausübte und mir vor Schmerz ein „Au“ über die Lippen kam. Ich massierte ein wenig diese Stelle während ich mit meiner Achtsamkeit und meinem Atem dort verweilte. Nach der Meditation fühlte ich an der gegenüberliegenden Seite, ob sich am rechten Schlüsselbein ebenfalls ein solcher Schmerzpunkt befand. Dann wäre es vielleicht doch nur einen beidseitige Verspannung. Aber dem war nicht so. 


Meine Meditation am Abend verlief ruhig und ereignislos. Der schmerzhafte Punkt war verschwunden.    

Sonntag, 27. Dezember 2015

Eine Menge Nachholbedarf :-)


Hallo Ihr lieben Unbekannten dort draußen!

Ihr seid der Grund, wieso ich heute diese Zeilen schreibe. Mein Blog wird immer noch täglich von so vielen Menschen besucht die vermutlich, so wie ich damals,  an einem Scheideweg stehen und doch sind so einige Fragen hier im Blog unbeantwortet geblieben, da mir leider die Zeit fehlt, regelmäßig zu schreiben. Da aber mittlerweile bereits über 16.000 Leute diesen Blog besucht haben, möchte ich zumindest versuchen, regelmäßig weiter zu berichten auch wenn vielleicht zwischen den einzelnen Beiträgen viel Zeit liegt. 

Seit gut zwei Jahren habe ich nichts mehr geschrieben aber wie auch schon bei meinem letzten Beitrag erwähnt, bin ich nicht von meinem Weg abgewichen. Ganz im Gegenteil. Ich habe viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, ja teils Erleuchtungen erlangt, die mein Leben stark beeinflußt haben. Sicherlich war der Buddhismus für mich zu Anfang eine Art Ersatzglaube, den ich vermutlich gebraucht hatte, um ein besseres Gefühl nach dem Lossagen von meinem "alten Glauben" zu bekommen. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass man weder den einen noch den anderen benötigt, sondern nur das "Hier und Jetzt". Ich denke, es ist für viele schwierig zu akzeptieren, dass da eventuell gar nichts ist, an das man glauben kann. Und wenn einem das klar wird, tritt nicht selten das Gefühl des "Verlassenseins" auf. Es ist manchmal tröstlich ein Gebet gen Himmel zu senden und zu hoffen, dass sich manche Dinge so zum Guten wenden. Aber die Kraft, Dinge zu verändern, liegt in jedem selbst und nicht im Universum oder sonst wo. Allerdings helfen einem die Lehren Buddhas durchaus auf dem Weg ins Hier und Jetzt.

Vor knapp 3 Jahren lernte ich Steffen, meinen heutigen Mentor in Sachen Meditation, kennen. Er selbst meditiert schon seit über 20 Jahren und das Erste, das ich lernte war, dass Meditation im Regelfall keine Entspannung, sondern harte Arbeit ist. In der Sangha in Waldbröl blieb einfach vieles ungeklärt. Man setzte sich ohne Anleitung hin und meditierte. Gar nicht mal so ungefährlich wenn man eventuell plötzlich mit den Abgründen in einem selbst konfrontiert wird und dies gar nicht einzuschätzen vermag. Ich selbst hatte ein solches Erlebnis vor drei Jahren, kurz vor der Geburt meines Sohnes. Allerdings nicht in der Sangha und es war zum Glück eine positive Erfahrung. Für mich im Nachhinein betrachtet, würde ich von meiner ersten Erleuchtung sprechen. Ich hatte zuvor sicher ein Jahr gar nicht meditiert. Ich stand unter Stress und hatte zudem seit bestimmt 12 Wochen ein seltsames Kratzen im Hals, dass mich immer zum Husten brachte. Mein Geist hatte mir mittlerweile klar gemacht, dass dies sicher Kehlkopfkrebs sein könnte, zumal mich der Arzt zur Kehlkopfspiegelung überwies, die ich mich aber nicht traute durchzuführen. Das Ganze ging soweit, dass ich kaum noch klar denken konnte und meine Frau schon als alleinerziehende Mutter sah. Mein Geist spielte mir seit Monaten die schlimmsten Horrorszenarien vor. Trotzdem kam mir seltsamerweise nie der Gedanke, mich einfach einmal hinzusetzen und zu meditieren. Erst als ich fast schon vor dem völligen Zusammenbruch stand, setzte ich mich zum Meditieren hin. Es fiel mir interessanterweise nicht schwer mich zu versenken. Ich spürte meinen Atem und lies den Geist verstummen. Ein plötzliches Gefühl absoluter Klarheit lies alle Dämme brechen. Wie wenn man lange unter Wasser den Atem anhält und einem dann langsam die Luft ausgeht. Der Moment, in dem man durch das Wasser an die Luft stößt und mit einem tiefen, seufzenden Atemzug die Lunge füllt, so fühlte sich der plötzlich klarwerdende Geist an. Ein tiefe Erkenntnis, dass alles in vollkommener Ordnung ist, schwemmte die über Monate angehäufte Suppe an negativer Energie und düsteren Gedanken aus meinem Geist. Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf, die sagte:"Ich war immer hier." Sie klang liebevoll tadelnd, wie ein Freund der mir sagen wollte, dass seine Hilfe stets nahe gewesen ist, ich hätte nur nach ihr greifen müssen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich mir sicher, dass Buddha persönlich zu mir gesprochen hat :-) Heute ist mir klar, dass dies ein Versuch meines Geistes war, irgendwie die Situation einzuordnen und zu bewerten. Letztendlich war ich nur ins "Hier und Jetzt" zurückgekehrt. Mich überkam ein solches Glücksgefühl, dass ich in Tränen ausbrach. Keine Tränen der Trauer, sondern einer tiefen Erlösung. Als ich meiner Frau gegenübertrat, immer noch vollkommen aufgelöst, war diese natürlich erst einmal in Sorge. Ich erklärte ihr dann schnell, was gerade passiert war auch wenn ich selbst dafür kaum Worte finden konnte. Binnen weniger Tage nach diesem Erlebnis war mein Husten vollkommen verschwunden. Es ist unglaublich, wieviel Macht der Geist über den Körper hat.

Unser Geist beginnt uns etwa ab der Pubertät zu beeinflussen, vermutlich sogar etwas eher. Wenn man sich an die Kindheit erinnert, so ist die im Normalfall sehr unbeschwert. Wir haben noch nicht angefangen alles und jeden zu bewerten. Unsere Gefühle sind meist ehrlich und klar. Man kann sich selbst das Gefühl dieser Unbeschwertheit vor Augen führen wenn man sich daran erinnert, wie man sich Weihnachten als Kind gefühlt hat. Im Regelfall haben die meisten Menschen daran sehr positive Erinnerungen, weil man zu diesem Zeitpunkt noch nichts hinterfragt oder großartig bewertet hat. Das Christkind brachte auf wundersame Weise Geschenke und der geschmückte Weihnachtsbaum lies uns staunend davor stehen. Wir alle waren fast kontinuierlich im Hier und Jetzt. Als Kind machte man sich keine Gedanken um die Zukunft oder haderte mit Entscheidungen aus der Vergangenheit. Aber je älter wir werden, je mehr negative Erfahrungen wir machen, je mehr Druck z.B. durch unsere Arbeit auf uns lastet, desto mehr beginnen wir negative Erlebnisse abzukapseln. Es ist ein natürlicher Prozess denn sonst könnten wir vermutlich gar nicht weiterleben, wenn all unsere unaufgearbeiteten, negativen Erlebnisse uns allgegenwärtig wären. Aber das Abkapseln schließt die schmerzhaften Dinge nur weg, es löst sie nicht auf und so werden wir immer wieder mit ihnen, durch bestimmte Auslöser, konfrontiert. Wenn wir vielleicht in der Jungend in der Schule an die Tafel mussten und dort, unter dröhnendem Gelächter der Mitschüler, kläglich versagten, so kann uns dies auch noch als Erwachsener einholen wenn uns vielleicht plötzlich der Chef darum bittet nach vorne zu treten und vor der versammelten Mitarbeiterschaft, etwas zu erklären. Auch wenn wir uns unserer Sache eigentlich sicher sind, könnten wir in einer solchen Situation versagen, weil uns unser Geist, mit größtem Genuss, sofort die Horrorszenarien des Scheiterns vorspielt. Ich habe einmal ganz drastisch gesagt: Der Geist ist zu 90% Arsch! :-) 

Natürlich übernimmt unser Geist eine wichtige Funktion in dem er uns vor Gefahren warnt, sonst würden wir wohl alle laufend auf heiße Herdplatten fassen oder vor ein Auto laufen, würden dem Chef unkontrolliert erklären, was er doch für ein Blödmann ist und vermutlich der Schwiegermutter offenbaren, dass man überhaupt kein Bock auf den gemeinsamen Urlaub hat. Aber unser Geist schützt uns eben nicht nur vor offensichtlichen Dingen, die man besser nicht tun oder unausgesprochen lassen sollte. Er hat auch eine immense Kraft uns zu zermürben, in dem er z.B. unsere Selbstzweifel mit tollen Bildern des Scheiterns garniert. Er übernimmt uns teils komplett, so dass wir Tage, Monate oder gar Jahre wie Zombies durch die Welt wandeln, ohne auch nur eine Minute tatsächlich gelebt zu haben. Während wir so vor uns hin torkelten und kaum andere Dinge wahrnahmen, hat vielleicht unser Kind das erste Mal Papa oder Mama gesagt, sind uns tolle Sonnenuntergänge entgangen, wurden die Sorgen eines geliebten Menschen nicht bemerkt, der sich plötzlich von uns abwendet, haben wir Gelegenheiten verpasst, Freundschaften zu schließen, ist unser Kind in die Schule gekommen, wo es doch gerade noch im Kindergarten war und noch vieles mehr. Das Leben zieht vorüber, während wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft festhängen. Dabei gibt es gar keine Vergangenheit oder eine Zukunft. Beides entsteht lediglich im Kopf als Projektion, auf die wir keinen oder nur bedingt Einfluß haben. An der Vergangenheit können wir definitiv rein gar nichts ändern. Einfluß haben wir nur auf das Jetzt. Aber wenn wir unseren Geist nicht beobachten, trägt er uns immer in die Zukunft oder in die Vergangenheit. 

Deshalb ist eine Meditation wichtig. Sie fokussiert uns auf den aktuellen Moment und leert den Geist. Aber dies ist schwieriger, als man sich das vorstellen kann. Jeder, der noch nie meditiert hat, kann dies einfach selbst ausprobieren. Einfach versuchen sich 10 Minuten ruhig hinzusetzen, ohne das ein Gedanke die Meditation stört. Das schafft vermutlich nicht einmal der erfahrenste Mönch. Aber zumindest schafft man es mit stetiger Übung teilweise und schon dies reicht, um wieder Kraft zu schöpfen.

Ich möchte es in diesem Beitrag auch nicht komplett ausufern lassen, denn ich habe bereits sehr viel geschrieben. Ich starte gerade ein eigenes, kleines Experiment. Ich meditiere aktuell vielleicht 1x die Woche. Ich möchte nun 14 Tage zwei mal täglich 15 Minuten meditieren und beobachten, wie ich mich in dieser Zeit verändere. Hierüber werde ich ein Tagebuch auf dem Blog führen und Euch täglich berichten, was sich getan hat. Ich denke, dass dürfte ganz interessant werden. Der erste Bericht kommt dann morgen.    

Also dann bis morgen!


Euer Marcus